Kino-Infos: Grindel

Das Grindel wurde am 26. März 2008 geschlossen und am Ende des Jahres abgerissen. Das englische Programm hat das Streits übernommen.

Adresse

Grindel
Grindelberg 7a, Harvestehude
20144 Hamburg

Web: ufa-grindel.de

Karten & Preise

Kassenöffnungszeiten

Die Kasse öffnete täglich um 13 Uhr.

Reservierung

Telefonische Kartenreservierung täglich ab 13 Uhr unter 040 / 44 93 33, sowie 24h per Computer unter 040 / 45 03 59-73 und -74. Reservierung im Web unter ufa-grindel.de.
Reservierung waren jeweils ab Dienstag für alle Vorstellungen bis zum Mittwoch der nächsten Woche möglich.

Für einzelne Sneakpreviews konnten Karten bis zu vier Wochen im Voraus gekauft werden, eine Reservierungsmöglichkeit bestand es jedoch nicht. Für Stammgäste gab es quartalsweise Abo-Karten.

Preise

 DienstagMontag, Mittwoch, DonnerstagFreitag, Samstag, Sonntag
Normal4,50 €6,50 €7 €
Schüler und Studenten4,50 €5 €
Schüler und Studenten4,50 €5 €
Kinder unter 12 Jahren3,50 €4,50 €

Sneakpreview: 5 €, mit der Dauerkarte 4,50 €.

Sonntags zahlten Eltern in Begleitung ihrer Kinder 4,50 €.

Zuschlag von 1 € für den Logenbereich sowie zwischen 50 Cent und 1,20 € für Filme ab 120 Minuten Laufzeit.

Auto, Bus & Bahn

Parken

Wohngebiet, insbesondere abends ungünstig.

Bus & Bahn

U3 bis Hoheluftbrücke - ca. 10 Minuten Fußweg.
U2 und U3 bis Schlump - ca. 10 Minuten Fußweg.
Metrobus 5, Bus 115, Nachtbus 604 sowie Schnellbus 35 bis Bezirksamt Eimsbüttel - Haltestelle gegenüber.
HVV-Fahrplan

Besonderes

Jeden Montag gegen 20 Uhr gab es eine Sneakpreview in der englischen Originalfassung, die sicher auch wegen des in Hamburg wohl einzigartigen Vorprogramms in der Regel sehr gut besucht war. Die seit Anfang der Neunziger laufende deutsche Sneakpreview, die zuletzt jeden Mittwoch Abend stattfand und ähnlich turbulent ablief, wurde Ende 2006 abgesetzt.

Nach der Schließung des City am Steindamm im Jahr 2001 war das Grindel Hamburgs Adresse für englische Originalfassungen der aktuellen Hollywood-Kassenschlager.

Das Streits am Jungfernstieg übernahm nach der Schließung des Grindels im Frühjahr 2008 sowohl die englische Sneak als auch einige Wochen später Ende Mai die regulären Originalfassungen.

Kinos

PlätzeTonLeinwand
Kino 1: 653 Sitze Sitzplan, klein Dolby Digital, DTS, SDDS
THX
20m × 11m, 70mm-Vorführung möglich.
Kino 2: 205 Sitze Sitzplan, klein Dolby Digital 13m × 8m
Kino 3: 227 Sitze Sitzplan, klein Dolby Digital 13m × 8m
Kino 4: 283 Sitze Sitzplan, klein Dolby Digital, DTS 13m × 8m
Kino 5: 257 Sitze Sitzplan, klein Dolby Digital 10m × 7m
Kino 6: 285 Sitze Sitzplan, klein Dolby Digital, DTS 13,5m × 8m
Rollstuhl: Saal 1 bis 3 sind ohne weitere Hilfestellung zugängig.

Geschichte

Das Grindel wurde im November 1959 als Premierenkino eröffnet. Der (einzige) Saal bot 753 Plätze und war technisch bestens ausgestattet, unter anderem mit der Möglichkeit, über drei Projektoren gleichzeitig Filme des Cinerama-Formats vorzuführen. Die Leinwand war damals fast ein Drittel breiter als heute, um den drei parallel laufenden Filmstreifen gerecht zu werden. Deutschland- und Europa-Premieren fanden regelmäßig im Grindel statt.

In den 1970er Jahren wurde das Grindel vom Betreiber der Ufa-Kinos, Heinz Riech, übernommen und, entsprechend seiner Firmenphilosophie, prompt mit zwei zusätzlichen Sälen im Format größerer Besenkammern versehen, die teilweise in das Foyer gequetscht wurden. Von der Straße ging es fortan durch einen verhältnismäßig schmalen Gang an einem einzelnen Kassenhäuschen vorbei in den übrig gebliebenen Rest des Foyers, der allerdings heimelige Wohnzimmeratmosphäre versprühte.
Der unversehrt gebliebene Saal 1 erfreute sich nichtsdestotrotz großer Beliebheit und der regelmäßige, frühe Ausverkauf der „Sesselreihe“, die die besten Plätze im Saal bot, war der Hauptgrund für das Entstehen des Kino-Fahrplans: Das Kinoprogramm erschien damals erst Donnerstags in den Zeitungen, Karten wurden (und werden) jedoch bereits ab Dienstag verkauft, so dass nicht selten die besten Plätze mit Veröffentlichung des Programms schon vergeben oder – noch schlimmer – der Wunschfilm abgesetzt war. Ein frühzeitig erscheinender Kinoplan musste her, es dauerte jedoch noch eine Weile, bis der erste Kino-Fahrplan im Netz erschien.

Nachdem Hans-Joachim Flebbe Anfang der 1990er mit seinen Cinemaxx-Kinos den Trend weg von den Schachtel- und Verzehrkinos wieder in Richtung Filmpalast gelenkt hatte, wurde auch das Grindel 1995 durch die Ufa komplett modernisiert und zum ersten Multiplex-Kino Hamburgs umgebaut. Die Säle 2 und 3 verschwanden, stattdessen wurden im Hinterhof fünf neue Säle gebaut. Leider verschwand mit dem Umbau die Sesselreihe aus Saal 1 und darüber, ob das neue Foyer diesen Namen noch verdient oder eher Eingangshalle genannt werden sollte, lässt sich streiten.

Im Sommer 2001 musste das City am Steindamm, ebenfalls ein Ufa-Kino, ebenso verbaut und daher architektonisch ebenso überholt, schließen. Im einsetzenden Verdrängungswettbewerb der Hamburger Kinolandschaft profitierte das Grindel von dieser Schließung, denn es konnte das Programm der englischen Originalfassungen übernehmen – ein eigentlich nicht zu unterschätzendes Alleinstellungsmerkmal. In den darauffolgenden Jahren wurden zunächst die Originalfassungen parallel zu den deutschen Synchronisationen gezeigt, ab Anfang 2005 setzte das Grindel ausschließlich auf die Originalfassungen; Ausnahmen bildeten lediglich das Kinderprogramm, seltene größere Produktionen und das Seniorenkino am Mittwoch Vormittag.
Überraschend kam die Kehrtwende im Anschluss an das Hamburger Filmfest Mitte Oktober 2006, mit der wieder ausschließlich deutsche Fassungen gezeigt werden sollten. Nichtsdestotrotz tauchte bald darauf ein immer beträchtlicher werdender Anteil an englischsprachigen Filmen im Programm auf, so dass mittlerweile die Originalfassungen wieder überwiegen.

Bereits nach dem Konkurs der Ufa-Kette im Jahr 2002 ging der Betrieb des Grindels zunächst an die Cinestar-Gruppe, wurde aber einige Jahre später an den Ufa-Insolvenzverwalter zurückgegeben. 2007 verkaufte er das Vorderhaus mit Foyer und Saal 1 an eine Hamburger Immobilienfirma, Ende des Jahres ging im Rahmen einer Zwangsversteigerung auch der hintere Gebäudeteil mit den Sälen 2 bis 6 an diese Firma.
Die neuen Grundstücksbesitzer standen nach eigener Aussage zum Kino, wofür auch die neue Bestuhlung sprach, ließen sich jedoch die Möglichkeit zum Abriss offen.

In diesem Umfeld wurde Ende 2007 von Gästen und Mitarbeitern der Verein Pro Grindel gegründet, der mit einigen Aktionen zur Unterstützung des Grindels auf sich aufmerksam machte. Zum Frühjahr 2008 hin wurde das Verhalten der Theaterleitung immer widersprüchlicher; einerseits wurde wiederholt erklärt, es sähe gut aus für das Grindel, gleichzeitig aber wurde die Vereinsarbeit aus dem Kino verbannt und den Angestellten ein Maulkorb verpasst, schriftliche Fragen von Gästen und Presse landeten scheinbar ungelesen im Papierkorb. Vermietungsinteressenten wie auch das Angebot, Hamburgs einzigen 70-mm-Projektor nochmals mit Filmen zu bestücken, sollen gar mit der Begründung, „man hätte sowas nicht nötig“ abgelehnt worden sein.
Unter diesen Umständen kam es im März 2008 zum offenen Bruch mit dem Förderverein. Roman Colm, dem Theaterleiter, sowie den Besitzern wurde vorgeworfen, das Kino mit einem schlechtem Programm und trotz gegen den Trend steigender Besucherzahlen „vorsätzlich in den Ruin getrieben“ und Mitarbeiter wie Unterstützer hinters Licht geführt zu haben. Die Theaterleitung hüllt sich auch zu diesen Vorwürfen weiter in Schweigen.

Am 26. März 2008 lief im Grindel die letzte Vorstellung, einige Wochen später im Juni meldeten sich Claudia und Wolfram Weber zu Wort, mit dem Nürnberger Cinecitta' Betreiber eines der erfolgreichsten Kinos Deutschlands. Die Pläne sahen nach dem Kauf des Areals einen Ausbau mit bis zu sechs weiteren, kleinen Sälen im Vorderhaus, die Umstellung auf Digitalprojektion und insbesondere die Weiterführung des 3D-Programms vor, mit dem Webers Filmverleih bereits einige Monate im alten Grindel aktiv war.

Auf dieser Grundlage schätzte Weber, jährlich bis zu 550.000 Besucher anlocken zu können. Während jedoch die Finanzen für den reinen Umbau schon über eine eigens gegründete Tochtergesellschaft gesichert waren, musste für den Kauf des Grindels ein zweistelliger Millionenbetrag aufgebracht werden. Hamburg Team ließ Weber dazu bis Anfang August Zeit, Weber hatte für die Neueröffnung den November 2008 anvisiert. Der Kaufbetrag sollte in dieser Zeit teilweise auch über Sessel- und Saalpatenschaften aufgebracht werden: Gegen die Einzahlung vier- bis fünfstelliger Beträge hätten die Paten monatlich Freikarten oder kostenlose Nutzung der Säle erhalten.

Wie jedoch nicht anders zu erwarten, tauchten prompt mit Ablauf der Frist widersprüchliche Aussagen auf. Team Hamburg behauptete am 2. August, Weber hätte sich nie mehr gemeldet, mit dem Abriss würde deshalb noch im selben Monat begonnen. Weber seinerseits ließ daraufhin verlautbaren, er hätte die Kaufsumme aufgebracht, dies Hamburg Team auch mitgeteilt und es bestünde weiterhin die Chance, das Grindel zu retten.

Kurz nach Weihnachten 2008 wurde mit dem Abriss begonnen, der sich über mehrere Monate hinzog.